Rede am Neujahrsanlass 2023 in Bremgarten
Gschetzti Dame und Herre
Härzliche Dank, für Ihri Iladig. Es isch e Ehr für mi, dass ich heut unter Ihne darf si .
Won ich e chli über Brämgarte rescherschiert ha, han ich gseh, dass mini Heimat und ihri Heimat Paralelle händ. Beidi Gebiet sind ursprünglich vo de Habsburger gründet worde. Und alles Wasser wo do i de Reus durch Bremgarte fliesst chunt spöter bi eus am Rih verbie.
Ich wett mi jetzt die nöchschte paar Minute mit em Begriff Heimat e chli beschäftige. Was bedütet für Eus Heimat?
Wen me im Wikipedia sucht, den wird dört Heimat mit ere Bezihig, zwüschem Mensch und eme Ruum bezeichntet. Debi spiele d Indentität, de Charakter de Mentalität, di Istellig und au Weltuffassig e Rolle. Ebeso spile aber au d‘Region und sich Niederloh, also s’ Wohne e Rolle.
Oder wi es dr Griechisch Komödiedichter «Aristophanes» gseit het.
«Die Heimat eines Menschen ist dort, wo er gedeiht»
Me fühlt sich wohl dört, oder ebe dehei wi mir säge.
Ich bi überzeugt, dass alli vo Ihne, eso en Heimat, händ, kenne, oder genau dört läbe.
Wenn Sie sich jetzt ganz churz Gedanke mache und sich überlege, wo ihri Heimat isch, bin ich überzügt, das alli vo Ihne, genau wüsse wo Ihri Heimat isch. (Kurze Pause)
Di chach do z’ Bremgarte innere spezielle Stross, imene spezielle Gebiet, oder eifach z’ Bremgarte, im Freiamt, im Kanton Aargau oder i eusere Schwiiz si.
Genau vor 175 Johr, also 1848 isch als Folg vom Sonderbunds Chrieg, eusi Bundesverfassig i dr Schwiiz in Kraft träte. Gmeinsam händ damals die verschiedene Kantön es gschafft en fundierti und langläbigi Bundesverfassig z’ verfasse.
Sit den läbe mir mit dene vier Sprochregionen, verschiedene Tradizione, Meinige und Uffassige, friedlich i eusere Schwiiz, oder ebe i eusere Heimat.
Das het aber nur chönne klappe, will mir scho dazumol, also bereits vor 175 Johr e Verfassig ins Läbe grufe händ wo:
Erschtens alli Mensche i dem Land glich viel Recht und Pflichte händ,
Wo alli Regione glichmässig verträte sind und wo au s’politische System offe isch, und unigschränkt alli ihre Meinig chönne kund tu .
Mini Dame und Herre, wenn mir eus mit dr ganze Welt vergliche, gelte mir heut offiziell als ältischti, funktionierendi Demokartie uf dr ganze Welt.
Das cha eus nüme me neh, und drum münd mir alles dra setze, eusere Demokratie und der mit verbundene Freiheit, Sorg z’ träge, den das isch eusi Heimat.
Dr deutsch Schriftsteller Günter Grass het emol treffend gseit:
«Heimat ist etwas, dessen man sich nur durch seinen Verlust bewusst wird»
Ich ha vorher au das Wort Freiheit erwähnt. Mir alli sind do i dr Schwiiz, i eusere Heimat frei. Doch was heisst frei?
Sehr treffend für mi het das emol dr Genfer Schriftsteller, Jean-Jaques Rousseau formuliert:
«Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will».
Drum, wenn mir jetzt an de Chrieg in dr Ukranine und all die vile Konflikt uf dr Welt dänke, wo villie Mensche im Moment kei Heimat mehr händ, will si uf dr Flucht sind und in fremdi Länder münd. Oder das villie Mensche nüme chönne frei entscheide oder frei chönne rede;
denn münd mir, i dr Schwiiz dankbar si, dass mir das alles noh hend. Dankbar, dass mir nit vo eusere Heimat vertriebe werde. Dankbar, dass mir keini Chriegshandlige uf eusem Territorium händ. Dankbar, dass mir frei chönne lebe. Dankbar, dass mir frei chönne rede. Und dankbar, dass es bi eus, no alles in Saus und Braus git
Doch mengmol chunnts mir vor, wie eus das gar nid bewusst isch. Mir sind vielfach unzfriede, ungeduldig und undankbar, für alles was mir hend.
Für eus isch alles selbstverständlich. Und wenn emol öpis nit klappt, sucht me sofort Schuldigi.
Doch vielfach chönnte mir alli, mit echli meh Geduld, Eifühligsvermöge und em nötige Selbstvertraue d Situation selber verbessere.
Versuche mir, dass nit immer andere sette und müsse. Nehme mir s’ Heft selber i d Hand. Übernehme mir wieder vermehrt Verantwortig. Verantwortig für euses Umfeld, für eusi Mitmensche und au für eus selber.
All die Mensche vo händ müsse flüchte, ihri Heimat verloh, hend i dem Moment für ihri Familie, ihri Mitmensche und für sich selber müsse entscheide und hend müsse Verantortig überneh.
Wenn’s eus also glingt dankbar d’si für alles was mir hend und das au schätze, bin ich überzeugt, dass es eus wird glinge alles was noch i dere unsichere Zit uf eus zuchonnt z’ meischtere.
Denn ich gang mit emene Zitat vom bekannte rusische Schriftsteller Fjdor Michailowitsch Dostojewski einig:
«Ohne Heimat sein, heisst Leiden»
oder wie es Reinhard Mey einmal formulierte:
«Je kaputter die Welt draussen, desto heiler muss sie zu Hause sein.»
und mit zu Hause meine ich eusi freii Heimat.
Wenn ich jetzt no zum Schluss, e Brugg schloo vom Reinhard Mey zum Gast Chansonnier Henri Glovelier oder bürgerlich Heini Heitz, bringt au er das in sim Album «Blue rose» so übere.
Er singt vo Reise und em Verreise, vo Abschied neh und wieder Acho. Er verzählt vo Menschen und vo Schiff, vo Erlebtem und vo Erwünschtem. Es sint Lieder vom Ufbruch, vom Suche und vom Finde, vo de Sehnsucht und vo de Liebi.
Versuche mir drum au i dem Johr euse grossi Solidarität wiiter z’ läbe, em frönde Mensch mit Achtig und Respekt z’ begegne und ihm esbizzeli vo eusere Heimat und eusere Freiheit z’schenke.
Baue mir Brugge zwüsche eus Mensche. Brugge wo helfe Hindernis oder Missverständnis zu überwinde. Brugge für Mensche i dr Not. Brugge zum Verzeihe und vor allem Brugge voller Liebi.
Dr Nelsen Mandela het eus das vorglebt und het voller Liebi neue Brugge baut um unterschiedliche Mensche mit enand z verbinde. So het er von er entlasse worde gseit:
«Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.“
Wenn eus das glingt und vo eusem Herz us immer Liebi uströmmt, werde mir alles was au immer i de nöchschte Tage, Wuche oder Monat uf eus zuchonnt gmeinsam überstoh.
Drum wünsch ich eus allne für das Johr, gnügend Liebi, i euse Herze.
Danke für ihri Ufmerksamkeit